Hallo,

Linothorax bezeichnet die Rüstung der griechischen Hopliten. Das waren so ca.12-15 Schichten Leinen die mit Knochenleim verleimt wurden. Das ergibt eine erstaunlich widerstandsfähige leichte Rüstung. Dazu gab es hier im Forum schon die eine oder andere Diskussion. Das sollte sich mit der Suchfunktion finden lassen. Wenn man ein Bild sehen will die Legio XX aus den USA (erreichbar über Larp.com) hatten mal ein paar sehr gute Bilder von einer Linothorax auf ihrer Seite. Vielleicht gibt es die noch. Für die Schwertscheiden nehme ich so 6 bis 8 Lagen dünnen Stoff. Erst mal baue ich mir aus Bastelkarton die Form, die ich haben will. Daran schneide ich so lange herum, bis das rauskommt, was ich haben will. Das kann bei komplizierten Formen wie Doppelscheiden oder Pfeilköchern mit Dolchscheide schon mal ein paar Tage und 5 Versuche dauern, bis ich damit zufrieden bin. Dann klebe ich 2 Lagen Stoff (mit ordentlich Randzugabe) in Form der Kartonteile aufeinander. Dazu verwende ich wasserfesten Holzleim den ich mittels tupfen mit einem Malerpinsel dünn auftrage. Wenn beim bearbeiten mit einem Nudelholz größere Mengen Leim rauskommen war es zu viel Leim. Das ganze lasse ich dann über Nacht trocknen. Diese Teile lassen sich sehr schön biegen, haben aber schon ein bisschen Formstabilität. Daraus schneide ich dann mit Hilfe der Kartonvorlagen die gewünschten Teile. Diese bringe ich von hand in Form und fixiere sie. Für die Schwertscheiden vernähe ich die Teile meist mit ein paar Stichen grob von Hand. Darauf kommt dann die nächste Lage Stoff. Die Nahtstelle mache ich abwechselnd an verschiedene Stellen. Das kann manchmal zwei unterschiedliche Schablonen erfordern, bei Schwertscheiden reicht gewöhnlich aber eine Form. Wichtig ist dabei, dafür zu sorgen, dass der Rohling während des Klebens und Trocknens die richtige Form hat. Das ist ein bisschen die Kunst bei der Sache. Die Scheide wird mit jeder Lage stabiler. Das bedeutet, dass es immer leichter geht sie zu bekleben, gleichzeitig wird es aber schwerer Formfehler zu korrigieren. Nach jedem Trocknen sollte man mit dem zughörigen Schwert testen ob die Form passt. Dazu das Schert mit ca. 2 Lagen Stoff umwickeln und hineinstecken. Wenn es so rein passt ohne zu heftig zu wackeln ist es richtig. Für eilige oder die 08/15 Schwertscheide, kann man auch mehrere Lagen auf einmal kleben in dem man den Stoff rumwickelt und festklebt. Manche Leute packen ihre Waffe auch in Folie ein und arbeiten direkt damit. Ich ziehe aber das freihändige Arbeiten vor. Das dauert zwar länger, dafür hat man aber viel mehr Möglichkeiten. Damit hat man dann die Röhre für die Schwertscheide. Ich nähe mir dann immer einen Schlauch aus weichem Stoff, der deutlich länger ist als die Waffe und stecke diesen in das Rohr. Da kann man am Rohrende noch dünn Schaumstoff unterkleben wenn das Rohr doch zu groß geworden ist. Mit ein bisschen Mühe schafft man es, dass die Waffe hält, ohne gequetscht zu werden. Oben stülpe ich den Schlauch über und verklebe ihn mit den letzten 2 Lagen Stoff, die ich aufbringe. Damit habe ich schon den Ansatzpunkt für den oberen Riemen. Den Abschluss unten kann man je nach Wunsch als Kappe aufsetzen oder zusammennieten. Den Stoffschlauch sollte man irgendwie befestigen z.B. mit einem Niet (unterhalb der Waffenspitze). Es ist megapeinlich, wenn der beim Ziehen der Waffe mit rauskommt. In geeigneter Position bringt man den zweiten Riemen an. Die Beiden Riemen muss man so gestalten, dass sie vernünftig am Gürtel zu befestigen sind. Die Außenhaut kann man entweder bemalen oder mit schönem Zierstoff beziehen. Samt ergibt eine megadekadente Schwertscheide. Allerdings sollte das dann auch zum Charakter passen. Wenn man beim Kleben nicht zu sehr gesaut hat kann man den Stoff auch einfach so natur lassen, das sieht auch nicht schlecht aus. Den Stoffschlauch innen noch mit einer ordentlichen Ladung Talkum einpudern und der perfekte Lager-, Transport- und Schellziehbehälter für den Latexprügel ist fertig. Zugegebenermaßen braucht es ein bisschen handwerkliches Geschick und Zeit für so was, aber wenn man mal damit angefangen hat, kann man nicht mehr aufhören. Die Möglichkeiten der Formgebung sind einfach genial. Ich selbst bin gerade dabei für einen neuen Charakter (Typ Einmannarmee) einen Harnisch (nicht Rüstung, sondern Tragegurtsystem) mit abnehmbaren Schwertscheiden zu entwerfen in dem ich vom Wurfmesser bis zum Sattelbaumschwert 6-8 Stück in verschiedenen Längen zusätzlich zu Bogen und 10+ Pfeilen so unterbringe, dass ich mich vernünftig bewegen und Kämpfen kann. Mit anderen Materialien wäre das entweder deutlich schwerer bis unmöglich und bestimmt um einiges teurer.

cu Reinhard