Bilshifa! Das Angebot von "Schauspielen lernen im Workshop" nebenan bringt mich dazu, einmal dieses vorzulegen:

Kurz zusammengefasst: ich will unterscheiden zwischen eine Rolle spielen (im Larp, wegen Fun) und
dem Einsatz von ererbten oder erlernten schauspielerischen Fähigkeiten anderswo (für Eifrige und Ambitionierte).

Wenn bei Anleitungen für Larp von "schauspielerischen Fähigkeiten" die Rede ist (von sollte man schon mitbringen bis zu wenn Du kein Talent hast und das nicht erlernen magst, dann spiel doch einen Bauern!), fühl ich mich jedesmal zurückgesetzt und zusammengestaucht..
Das ist ja eine weitere Hürde und Voraussetzung und bremst Neuzusteiger aus, die solches in ihrem Talentkorsett noch nicht aufgedeckt haben. So denken sie möglicherweise: Ui, ich soll mir nicht nur Mühe geben mit der Gewandung, sondern auch noch irgendwoher Erfahrung im Schauspielern mitbringen (?) Und dann wird gewiss noch ausser dem komplexen Regelwerk historisches Wissen aus dem erwähltbespielten Jahrhundert abgefragt, und ich muss als Präparation zuhause mit einem Fengshuimeister um Bett, Spiegel und Energiezonen herumtanzen, damit ich passendes Ambiente auf Anhieb zu erkennen vermag..

Wenn neue am Larp Interessierte ankommen, will ich ihnen den Einstieg doch möglichst einfach machen. Und sage darum: Du wirst also eine Rolle spielen, darstellen, verkörpern (wie auch immer) - da gibt's auch den einen oder andern Trick, um das jedesmal ein wenig besser und mit Genuss hinzubekommen. Aber Schauspiel-Talent oder gar entsprechende Vorbildung ist ganz bestimmt nicht nötig! (Ich kenne zwar einige, die sind schon in ihren Rollen aufgefallen, und haben später eine Ausbildung an einer Schauspielschule angefangen - was ein bisschen zu erwarten war sogar..)

Also
1. Vorstellung & Vorbilder
Du hast Dir den Ch. ja zurecht gelegt, irgendwie: da wirst Du Figuren vom Film imitieren, und im Larp dann andere Spieler.
2. Hilfreiche Dinge
Viele Handlungen lassen sich mit Utensilien unterstützen: je nach Rolle mit Insignien der Macht (wedeln mit dem Szepter!) mit Alchemistenpulvern und Tränken, mit Handelswaren, mit einer Spezowaffe (Ogerkeule). Solches zieht die Blicke auf sich; da lässt sich ein wenig nicht so konzentriertes Mimen dahinter verstecken..
3. Einiges wird Dir bewusst, wenn es zum Einsatz kommt:
der Freudentanz (das musstu nicht zuhause in der engen Kombüse üben!); und wenn Du wegen Orkstirn und Schminke samt Hauern den Wutausdruck nicht so ins Gesicht zwingen kannst, rufst Du einfach "Mich jetzo voller Wut!!"
4. das Übertreiben
wie im Schmierentheater: da reicht eine halbe Stunde TV gucken, zb die Dialekt-Volkstheater, Komödienstadel. Achte drauf, wie die Schauspieler einen Rhythmus haben und Pointen setzen.

Aber
Die meisten Situationen im Larp sind ja "im kleinen Kreis", so mit einem sprechenden Gegenüber und vielleicht zwei Danebenstehenden = da braucht es nicht bühnenreife Performance, sondern nur die Tics, die Du Deiner Figur zuschreibst. Das kann eine typische oft wiederholte Bewegung sein, eine Redensart oder ein Sprachfehler usw.
Auftritte vor Publikum mit Echo sind seltener (als Herold die Aufmerksamkeit für eine Ansage erzwingen, als Barde die lästigen Tavernengröhler übertönen, als zerknirschter Magus einen Misserfolg erklären..), die sieht man auf sich zu kommen und kann sich überlegen, wie die gewünschte Wirkung zu erreichen ist (wo stell ich mich auf, lass ich mich beleuchten, brauch ich die Hände frei..?)
Und die erlebten Szenen formen wiederum den Charakter: der wichtigtuerische Junker, der trotz Geschrei einfach übergangen wird, der Kaufmann, der glatt übern Tisch gezogen wird. Wir nennen das "Verzicht aufs Vorteilsdenken" - und es geschieht Dir einfach, Du musst es nicht von beginn weg beherrschen.

Wer zum Spielen für vier Wochenenden im Jahr in ein Larp steigt, muss nicht vorher viermal zwei Tage Kurse für allerlei Künste besuchen. Ich halte es auch für ein Element von LiveRollenspiel, dass jede und jeder Stück für Stück während der Cons lernen und abgucken kann.
Es ist etwas anderes, wenn wir von Spielleuten und Barden erwarten, dass sie ihr Instrument beherrschen und die passenden Sachen üben..
Meistenste Grüsse. Habakuk.