Hallo Mike.


> Nur am Rande, ich begebe mich NICHT bewusst in Situationen, in
> denen ich so etwas ausgesetzt bin. Schändungsspiel gehört NICHT
> zum Normalfall auf Larp, und in der von mir angesprochenen Form
> schon gleich dreimal nicht. (oder sollte ich mich da irren?...
> Ich gehe wohl wirklich auf die falschen Cons!)

Du hast eine Situation beschrieben, wo du an einem Zelt vorbeikommst, aus dem eine entsprechende Geräuschkulisse heraushallt. Wenn das ein völlig abwegiger Fall sein sollte der nie vorkommt, sehe ich keinen Grund, gegen die Situation anreden zu wollen um sie zu "ächten".
Wenn sie aber gelegentlich vorkommt (wofür deine Schätzung von 100 Fällen/Jahr spricht), setzt du dich der Gefahr aus in eine solche zu geraten, wenn du auf einen Con gehst.


> > Was mich ehrlich gesagt erschreckt, ist die Unbekümmertheit,
> > mit der du zugibst, auf einem Con eine potentielle Gefahr für
> > Leib und Leben deiner Mitspieler zu sein, ohne auch nur einen
> > Gedanken an daraus zu ziehende Konsequenzen zu verschwenden.
> Jeder ist eine potenzielle Gefahr für Leib und Leben des
> anderen, denn niemand kann sich selbst in Extremen, noch nie
> dagewesenen Situationen einschätzen. Hier versagt einfach die
> Vorstellung. Selbst wenn man versucht, sich geistig auf Extreme
> Vorzubereiten, kann man erst dann wissen (!), wie man reagiert,
> wenn es soweit ist.

Wenn das eine so extreme, nie dagewesene Situation sein sollte, warum malst du dir dann aus, wie du jemandem die Zähne einschlägst?

Ehrlich gesagt nehme ich es dir nicht ab. Es erscheint mir sehr durchsichtig, auf der einen Seite von 100 Fällen pro Jahr zu sprechen und auf der anderen von "nie dagewesenen Situationen".


>> Von jedem Kampfsportler, der zwar Reflexe entwickelt hat, aber
>> noch nicht in der Lage ist sie kontrollieren, wird erwartet,
>> daß er sich von Kämpfen im Larp fernhält - und das mit Recht!
> Der muss ja auch wissen (!) wie er in gewissen Situationen im reflex reagiert.

Offenbar weißt du bei dir auch um die Gefahr, die von dir ausgeht.


> > Ein Bekannter von mir hat, als er auf einem Con - er war NSC -
> > einmal von einem Spieler von hinten angesprungen wurde, sich in
> > einer Bewegung umgedreht, den Spieler abgeschüttelt und ihm
> > sein Larpschwert senkrecht auf den Kopf gezimmert. Der Spieler
> > ging K.O. und mußte ins Krankenhaus (Gehirnerschütterung, keine
> > bleibenden Schäden). Mein Bekannter hat mit Larp sofort
> > aufgehört und war nie mehr auf einem Con, weil er das Risiko
> > nicht eingehen will.
> > Und er macht sich - nach Jahren - immer noch Vorwürfe, daß er
> > die Gefahr nicht _vorher_ gesehen hat.

> Seine Entscheidung...

Definitiv. Die rechne ich ihm auch hoch an.


> allerdings ist der Larp-Kampf wohl eher
> ein häufiges und spielbestimmendes Element,was man von
> "simulation sexueller Gewalt" nicht gerade behaupten kann.

Falscher Vergleich. Es war keine normale Larpkampfsituation, es war ein Regelbruch des Spielers. Jemanden von hinten anzuspringen kann man von nicht als "häufiges und spielbestimmendes Element" bezeichen.


> Ich sehe die Gefahr durchaus, und deshalb versuche ich die
> Situation auf Cons so weitgehend als möglich zu vermeiden...
> und war damit bis dato ziemlich erfolgreich

Wie machst du das?


> > > > Was ist denn damit, einen "an den Haaren" oder sonstwie "wüst"
> > > > davonzuschleifen? Vielleicht, um ihn in den Pranger zu stecken,
> > > > oder im Wald abzumurksen? Auch "verboten", weil es sich um die
> > > > Vorbereitung einer Vergewaltigung handeln könnte?
> > > hach, jetzt kommt wieder das "Strohmann-Argument"
> > > Niedlich
> > Strohmann-Argument? Magst mir erläutern, was du damit meinst?
> Du beginnst gegen etwas zu argumentieren, was ich gar nicht in
> meiner Betrachtung genannt habe. das ist der sogenannte
> "Strohmann". Man beginnt, seine Argumentation auf einen/mehrere
> marginale Aspekte zu konzentrieren.

Verstehe. Sehe ich aber anders.
Sowohl in der Zeltsituation als auch in der "wegschleif"-Aktion ist nicht klar und offensichtlich erkennbar, ob jetzt eine OT-Vergewaltigung erfolgt. An dem Vergleichsbeispiel wäre zu bemessen, ob deine Vorgehensweise taugt oder nicht.
Eine Pappkameraden-Argumentation basiert hingegen darauf, daß eine BEhauptung oder eine Argumentationslinie unterstellt wird, um sie dann zu zerpflücken. Ist hier aber nicht geschehen.


> > Und vielleicht auch, was so niedlich ist?
> vieleicht Ironie?

Klingt für mich eher nach Arroganz.


> > Grenzziehungen finde ich - nicht nur bei Spielverboten -
> > wichtig. Du nicht?
> Doch... aber wie gesagt, ich habe ein klares Szenario der
> extremsten situation aufgebaut, einen "freak case". Wo man nun
> die Grenze zieht, ist eine ganz andere Frage, die ich in keiner
> Weise angesprochen habe.

Wie deine Diskussion mit Allan zeigt, sind Grenzziehungen schon notwendig, sonst muß man sämtliches Konfliktpotential aus dem Larp herausnehmen.
Wenn du dich also einer begründeten Grenzziehung verweigerst, entgegne ich dir schlicht, daß die Grenze woanders verläuft, als du versuchst, durchzusetzen.


> > Es kann sein, daß sich die allgemeine Auffassung/Erwartungshaltung zu dem Thema gedreht hat.
> Sieht so aus... zum ist das seit 5 jahren schon so...

In Internetforen bestimmt. Bei Larpern, die mit Internet nix am Hut haben, sieht das meiner Beobachtung nach völlig anders aus.
Aber egal, wir sind uns einig, daß Anmeldungen in dem Punkt eindeutig sein sollten.


> > > Warum steht die psychische Gesundheit so weit unter der physischen?
> > Tut sie das? Sehe ich nicht.
> das war eine Rhetorische Frage

Und? Darf man sie deshalb nicht für Unsinn halten?


> > > Würden bis dato beim Larp 10 bis 20 Leute durch pfeile
> > > bleibende schwere Schäden davon getragen haben, dann wäre
> > > Pfeilschiessen längst und ohne jede grössere Diskussion verboten.
> > > bei dem Spieltechnisch wesentlich selteneren Ereigniss
> > > "Schändung" gelten diese Regeln plötzlich nicht mehr?
> > Haben denn durch "Schändungsspiel" 10 bis 20 Leute bleibende
> > Schäden davongetragen?
> Nein, aber die Eintrittswahrscheinlichkeit ist wesentlich höher
> - Wieviele Schändungen gab es... geschätzt 100 pro Jahr. es
> gibt wenigsten 3 Berichte im Netz über eine massiv
> überschiessende Reaktion seitens des Opfers...

Und? Bedeutet das einen bleibenden Schaden? Ich habe auch schon Kopftreffer kassiert und bin blutend zu Boden gegangen, habe aber keine bleibenden Schäden zurückbehalten.
Allerdings sind mit bleibende Schäden durch Larpkampf bekannt. Hast du auch nur einen belegten Fall von bleibenden (!) psychischen Schäden? Das wage ich mal zu bezweifeln.

Nicht daß wir uns falsch verstehen: Rücksichtnahme finde ich im Spiel sehr wichtig. Aber ich wehre mich dagegen, die Dinge außerhalb eines Zusammenhanges zu sehen sowie dagegen, Dinge zu überzeichnen.


> Es ist naturgemäß sehr schwierig, das Ausmaß einer psychischen
> Schädigung im Vergleich zu einer physischen Verletzung zu
> quantifizieren...

Ganz genau. Jedenfalls von Laien.



> > > Interessant. Eine Schädigungsquote im Promillebereich ist NICHT AKZEPTABEL,
> > > insbesondere wenn sie problemlos vermeidbar ist.
> > Wo ist eine Schädigungsquote denn akzeptabel? Unterhalb des
> > Promillebereiches?
> Wir können jetzt die Frage stellen, wo die Grenze liegt.

Fein.


> Ich würde sagen: WEIT unterhalb des Promillebereiches,
> insbesondere wenn die Situation wirklich Problemlos vermeidbar
> ist... (z.B. bei medikamenten sollte die Schwerwiegenden
> Schädigung durch Nebenwirkungen im allgemeinen im ppm-Bereich
> liegen, vergleiche die Diskussion zur Pokenimpfung im Falle
> eines biologischen Angriffs)

Diese Grenze halte ich für unakzeptabel, weil sie - auf andere Risikobereiche ausgedehnt - Larp unspielbar machen würde.
Die von dir geforderte Sicherheit ließe sich nur machen, wenn alle Spieler sich vor dem Con _verbindlich_ über ihre psychische Gesundheit erklären müßten. Teilweise erfolgt das ja schon (Phobien). Man müßte das dann ausbauen.


> > Dir ist klar, daß im Larpkampf bleibende (körperliche) Schäden
> > entstehen können
> Wie bei jeder anderen aktiven Freizeitgestaltung in Gruppen
> auch.

Ja, genau.

> > und daß im Falle eines Unfalles keine
> > Haftpflichtversicherung zahlt, weil es bekannt ist, daß man
> > sich einem Risiko aussetzt, wenn man mitmacht?
> Dies ist eine sehr intressante Deutung, die allerdings
> bezüglich LARP noch nicht durch die Rechtssprechung abgesegnet ist.

Ja, zum Glück sind die Sachen noch nicht soweit getrieben worden.


> Ich halte auch für zweifelhaft, dass die Gerichte
> endgültig so urteilen würden. Bei anderen aktiven
> Freizeitgestaltungen ist das ja auch nicht so.... oder beim
> Autofahren.... :-)

Doch, ist es. Bei Mannschaftssportarten, wie z.B. dem Fußball läßt man sich z.B. auf die Gefahr ein, bei einem Unfall das Knie irreparabel zerschossen zu bekommen. Da besteht kein Schadenersatzanspruch gegen den Schädiger und damit auch keine Haftpflicht, die eintritt. Ist eine sehr eindeutig geklärte Konstellation, in der nur eine gute Unfallversicherung hilft.


Gruß
Michael



"alle künst haben lenge vnd masse" (Johannes Liechtenauer)