Ich argumentiere hier (ausnahmsweise?) gar nicht von der Logik oder auch der Gleichwertigkeit beider Geschichten her, sondern mehr von der (meinetwegen widersprüchlichen) Akzeptanz in unserem Kulturkreis her.
Um das ganze nochmal in einem Satz zusammenzufassen: Konflikte gewalttätiger Natur sind ein zentrales Element vieler Erzählungen sowohl neueren als auch älteren Datums - Vergewaltigungen nicht, und wenn, dann stets als besonders verdammenswerte und sogar "rächenswerte" Tat (Plump gesagt: Der Held darf Dutzende von "Bösen" töten, aber niemals vergewaltigt er Frauen - das tun nur die "Bösen").
Das mag man widersprüchlich und logisch nicht nachvollziehbar finden, aber es wird wohl seinen Grund in unserer Gesellschaft haben.
Das von Dir angesprochene Verhalten Orks gegenüber ist m.E. genau das, wofür Orks im weiteren Sinne auch geschaffen wurden: legitimierte Gewalt, weil sie ja nicht an Menschen stattfindet, sondern an einer anderen und "per Geburt" bösen Rasse (oder zumindest einer als solchen betrachteten). Deswegen ist in Computerspielen für die Bundesprüfstelle grün spritzendes Alienblut auch o.k., rot spritzendes Menschenblut allerdings nicht.
Das mag man widersprüchlich und logisch nicht nachvollziehbar finden, aber es wird wohl seinen Grund in unserer Gesellschaft haben.
Den Vorwurf, man solle doch "in den Irak gehen", finde ich weiterhin unangebracht, da das Ziel von LARP m.E. nicht die Simulation tatsächlicher Kämpfe oder nicht einmal des "Gefühls" tatsächlich geschlagener Schlachten ist. Selbstverständlich werden Kämpfe dargestellt, aber ich habe eben die Schlacht zwischen fiktiven Parteien in einem fiktiven Setting. Es gibt keine konkreten Toten einer historischen Schlacht, die ich dadurch "verhöhnen" (ungünstiges Wort, aber mir fällt gerade wirklich kein besseres ein) könnte. Meines Erachtens soll LARP auch keine tatsächlichen Begebenheiten simulieren, sondern eine Geschichte im dramaturgischen Sinne erzählen - Geschehnisse orientieren sich an klassischem Aufbau einer Erzählung, das ganze hat in der Regel Spannungsbogen, Klimax etc.... warum also sollte es nicht in anderen Dingen auch den geschriebenen oder ungeschriebenen "Gesetzen" einer Erzählung folgen, und seien es nur die wahrgenommenen Akzeptanzgrenzen der Gesellschaft?
Und selbst wenn es eine "historische" Schlacht ist - zeitlicher Abstand ist ebenfalls ein Kriterium. Es scheint tatsächlich in Ordnung zu sein, auch grausamen Tod erzählerisch zu verwerten, wenn Menschen schon länger tot sind - oder wie erklärt sich, das man aus einer Katastrophe wie dem Untergang der Titanic mit Hunderten von Toten einen "romantischen" Blockbuster machen kann, in dem zahlreiche Tode explizit gezeigt werden? Ich wage zu behaupten, das ein ähnlicher Film über die Ereignisse des 11. September einen Sturm der Entrüstung hervorrufen würde, es ihn in ein paar Jahren/Jahrzehnten aber geben wird, so wie es jetzt auch schon Filme über den Untergang der Estonia gibt.
Das mag man widersprüchlich und logisch nicht nachvollziehbar finden, aber es wird wohl seinen Grund in unserer Gesellschaft haben.
Falls Du eine reflexhafte Bestätigung des eigenen Tuns gegenüber der betreffenden Irak-Bemerkung wahrgenommen hast, kann ich das nicht bestätigen. Reflexhafte Empörung ob der Geschmacklosigkeit der Bemerkung kann ich allerdings bestätigen, und die ist m.E. auch weiterhin gerechtfertigt, da sie dem Inhalt eines Liverollenspiels meines Erachtens nicht gerecht wird. Oder ist Dein erklärtes Ziel im LARP "Krieg spielen"? Meines nicht. Auf die Bemerkung "Geht doch in den Irak, wenn Ihr Krieg spielen wollt!" mit "Wollen wir ja gar nicht!" zu antworten, scheint mir also insgesamt ganz o.k. zu sein.
Im Übrigen gab es in der von mir verlinkten Diskussion noch einige andere gute Gründe, u.a. von Gänsekiel, die gegen Schändungen im LARP sprechen, auch wenn es Morde gibt. Die Tatsache, das reale Mordopfer wahrscheinlich nicht mehr larpen, reale Vergewaltigungsopfer aber möglicherweise schon, sei hier nur als Beispiel genannt.
Falls Deine Ausführungen direkt oder indirekt übrigens zur Akzeptanz von Schändungsspiel auf Reichenfels-Cons führen, teile mir das bitte mit, damit ich mich noch abmelden kann. Das mag man widersprüchlich und logisch nicht nachvollziehbar finden, aber es wird wohl seinen Grund in meiner persönlichen Einstellung zu diesem Thema haben.
So, nun habe ich meinen Standpunkt genug dargelegt. Mir ist klar, das er angreifbar, wahrscheinlich sogar unlogisch ist, aber da er meinungsbasiert ist und ich ihn ja auch niemandem aufdrücken will, werde ich ihn nicht wirklich ändern. Ich will nur nicht mit Leuten spielen, die Spaß beim Ausspielen von Schändungen haben (so, wie ich auch nicht mit Leuten spielen will, die wirklich Spaß am Ausspielen von Folterungen haben).
Gruß,
Terandir
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