Ein Grund, warum ich larpe ...
... statt Reenactment zu machen ist der, dass ich Kämpfercharaktere darstellen kann, ohne mich als Mann zu verkleiden.
> Warum eigentlich nicht ? Ich meine, verbieten (und sei es nur
> durch peer-pressure) Menschen mit einem vorhandenen Geschmack
> nicht auch 150 kg schweren, 1,50 m großen und bärtigen Spielern
> zu recht das Spielen von Elfen ? Warum dürfen Kriterien wie
> Größe, Statur o.Ä. ein Kriterium sein, das Geschlecht aber
> nicht ? Muß man jetzt zwischen politisch korrekten und weniger
> korrekten Kriterien unterscheiden ?
Das Problem ist, dass du mit der Argumentation, mit der du den Ritter als männlichen Archetypen hinstellst, alle Rollen bis auf eine Handvoll für Frauen streichen könntest. Bzw. mit der gleichen Argumentation alle Frauen an den Herd verbannen könntest ...
> Ich sehe das ganze nicht als Frage nach authentisch oder nicht
> oder Frauen müssen dürfen oder nicht, sondern lediglich als
> eine Frage der Darstellung. Unbestreitbar sind bärtige Pummel
> grottenschlechte Elfendarsteller, da der Archetyp des Elfen mit
> einer eher androgynen Eleganz daher kommt, wobei aber das
> Geschlecht unerheblich ist.
>
> Auf der anderen Seite gibt es m.E. halt auch Archetypen, bei
> denen das Attribut "männlich" durchaus maßgebend ist. Al
> Beispiel möchte ich hier mal den Landsknecht nennen (allerdings
> gestehe ich durchaus zu, daß es hierzu geteilte Meinungen gibt,
> wie durchaus längere Diskussionen in der Oschi Mailingliste
> beweisen] [...]
>
> Auf der anderen Seite mag es auch Archetypen geben, die
> spezifisch weiblich sind, wie z.B. die Hexe (zwar gibt es auch
> Hexenmeister, dessen Archetyp hat aber außer dem Namen nichts
> mit der Hexe zu tun, ist etwa so wie die Söldnerin (die
> durchaus ihr eigenes Klischee hat) zum Landsknecht).
Ich würde es so formulieren:
Es gibt Haupt- und Nebenklischees bzw. Haupt- und Nebenmerkmale.
Hauptklischees sind essentiell zum Spielen eines Charakters, Nebenklischees können zum Teil weggelassen werden, wenn dafür andere Nebenklischees gut erfüllt werden..
Elben/Elfen sollten schon schlank, spitzohrig und bartlos sein, lange Haare sind auch ein Klischee, aber ein eher nebensächliches. Man wird kaum schief angesehen, weil man einen Elben/Elfen mit Kurzhaarfrisur spielt.
Das Geschlecht ist in den allermeisten Fällen ein Nebenklischee - männliche Hexen (Hexer meinetwegen) wirst du zwar in der Literatur kaum finden, ich sehe aber kein Problem, einen im LARP zu spielen.
Auch beim Ritter ist das Geschlecht imho ein Nebenmerkmal: Wenn du weißt, es sind Ritter anwesend, in welcher Reihenfolge hakst du die geistige Voraussetzungsliste ab, wer es sein könnte?
Rüstung/Gewandung - Auftreten/Verhalten - Gefolge(Knappe) ... oder kommt tatsächlich das Geschlecht zuerst und du ziehst eher den 15jährigen Kette-über-T-Shirt-Träger in Betracht als die vollgerüstete Frau daneben?
[zu Landsknechten:
Leider weiß ich kaum was drüber. Macho-Verhalten ist allerdings auch in ein weibliches Äquivalent konvertierbar. Das Hosen-Ausfüll-"Problem" war wohl ein Witz, und mehr Argumente hast du nicht gebracht. Bin daher nicht überzeugt.]
> Den Ritter halte in der Richtung für durchaus grenzwertig, da
> zumindest das romantisch verklärte Rittertum dem Archetypen des
> Ritters immer den der Dame (aka Burgfrollein) gegenüberstellt,
> welche von ersterem hübsch keusch und verzehrend angeschmachtet
> zu werden hat, was irgendwie die Männlichkeit des ersteren
> bedingt (gut, man könnte sich da auch vorstellen ... aber das
> wollen wir jetzt mal nicht, denn das ist hier noch immer ein
> Forum und keine muffige Knabenumkleide).
Lasse ich als Argument nicht gelten, da dieses Ritterbild höchstens meist nur bis zum Verlassen der Grundschule anhält.
Da Ritter auch gespielt werden können, ohne irgendwelche Burgfräulein anzuschmachten, sehe ich kein Problem.
> Eine wie ich finde gute Methode, aus der "möcht ich aber
> trotzdem spielen" Falle herauszukommen, ist m.E. der
> Geschlechtertausch. D.h. eine Frau die einen männlichen
> Archetypen spielen möchte, soll das tun ... als Mann. Das kann
> durchaus ernsthaft und mit viel überflüssigem Pathos geschehen
> (z.B. wie bei der Johanna von Orleans) oder eher lustig (als
> LARP-Beispiel wären die extrem testosteronschwangeren
> Landsknechte, die Nanette und Kompanie mal gegeben haben). Das
> ganze geht allerdings auch umgekehrt (wenn auch bedingt
> dadurch, daß hier immer leicht eine automatische gedankliche
> Zuordnung in den Bereich Travestie stattfindet, fast
> ausschließlich im komischen Bereich) wie die Nimroder "Hexen"
> Helscha und Wämott nebst Tante Rotzig beweisen. Und sollte ich
> irgendwann einmal meines Bartes überdrüssig werden, wird meine
> nächste Rolle sicherlich Mutter Alarabiata vom Orden der
> Töchter des Hl. Wladislaus sein.
Dass Johanna von Orleans sich als Mann ausgegeben hat, wäre mir neu ...
mfg
Hana