"Allerdings muß ich erstmal einen Fixpunkt für das Aussehen finden. Die Rüstung ist eine Rittervollplatte von Hammerkunst. Also wahrscheinlich eher das von dir zitierte Spätmittelalter."
Naja, ich finde die meisten Hammerkunst Sachen eh nicht besonders "historisch". Da man das Zeugs also nicht generell zuordnen kann, muss man einige Anhaltspunkte wählen und das dann daran orientieren.
Kettenhemd: Du schreibst du trägst ein Kettenhemd darunter, was eigentlich eher auf eine etwas frühere Periode hindeuten würde.
Schultern: Sind z.B. die Schultern mit oder ohne Klingenbrecher? Mit KB wäre es wohl deutlich später.
Insgesamt kannst du dich aber sicher gegen 1400-1420 orientieren. Früher als 1380/90 würd ich würde aber IMHO nicht mehr so gut passen, dafür hat die Rüstung einige optische Elemente die früher kaum so wären (dafür passt dann die Kette gut). Deutlich später als 1430 oder so würd ich aber auch nicht gehen, dafür fehlen dem Ding wieder einige optische Elemente (wobei KB's an den Schultern das dann etwas diffus werden lassen), und die Kette passt dann auch gar nicht mehr dazu.
"Allerdings bevorzuge ich als Helm einen Normannischen Nasalhelm weil er gute Sicht mit einem effektiven Schutz für meine Nase verbindet. Außerdem ist er bequem."
Naja, ist natürlich deine Sache, passt aber um ca. 200 Jahre nicht so wirklich zusammen. Der "richtige" Helm dazu wär wohl eher sowas wie eine Beckenhaube, große Beckenhaube, Hundsgugel, ein Armet oder ne Barbuta. Wenn man eher auf "bequeme" Helme steht geht IMHO aber eigentlich fast immer auch ein (schöner) großer Eisenhut...
"Würde ein Knappe/Ritter der damaligen Zeit eher etwas modisches oder etwas für ihn im Kampf sinnvolles tragen? Doch wohl eher das zweckmäßige oder?"
Öh - wann und zu welcher Gelegenheit? In der Schlacht, klar, was zweckmässiges (Unterzeug/Gambi/Rüstung).
Aber sonst? Man darf ja nicht vergessen: Die Kleidung ist eine extrem wichtige Ausdrucksform und eine der wenigen Möglichkeiten sich selbst darzustellen und zu präsentieren. Fast jeder hat wohl versucht sich so gut wie möglich zu kleiden (wenn nicht bestimmte Gründe, wie z.B. Ordensregeln oder Armut) dagegenstanden. Nicht zu Unrecht findet man ebenso zahlreiche wie nutzlose Vorschriften die verhindern sollten dass sich jemand "über" seinem Stand kleidet. Wohlhabenheit drückt sich vor allem auch über Quantität und Qualität der verwendeten Stoffe aus, und da will sich natürlich keiner ausstechen lassen...
Nicht zuletzt scheint auch die Definition von "zewckmässig" durchaus der jeweiligen Mode unterworfen zu sein. Allerdings wurden in der fraglichen Periode "einfachere" und praktischere Gewänder wohl eher von "Akademikern und einfachen Beamten" (Zitat Lehnart) getragen. Gerade die "Unzweckmässigkeit" drückt aus dass der Träger es nicht nötig hat etwas praktisches zu tragen, wird somit zum Symbol adligen Müsiggangs. Besonders die lange Houppelande zwingt ja gradezu zu gravitätischem Schreiten.
Aber ein konkreter Vorschlag könnte dann so aussehen (Preise sind was ich für sowas bezahlt hab):
Unterzeug:
tunikaartiges Hemd aus Leinen oder Halbleinen (ca. 23,- €, bei LostLegends, ähnlich:
http://www.leonardo-carbone.com/test4.html #2025)
boxershortartige Unterhose (Bruche) aus Leinen oder Halbleinen (Preis k.A., hab meine umsonst gekriegt, Bezug z.B. www.handelsherr.com, ich denke mal max. 20,- €)
Hose:
Schamlatzhose aus Wolle (damals 77,- € beim Erlkönig, die gefällt mir inzwischen aber nicht mehr so besonders (Ösen...))
Unterbekleidung:
Wams. Laut Lehnart ein enges, hüftlanges Untergewand (auch gepolstert/abgesteppt) mit enganliegenden, bisweilen angenestelten Ärmeln, welches unter der Oberbekleidung getragen wurde. Interessant dabei (neben unzähligen Details die den Rahmen hier sprengen würden) dass wenn das Wams einen Zierkragen hat man beim Obergewand darauf verzichten kann, und umgekehrt. Das Material ist generell weisses Leinen, ausser man hat ein Obergewand mit weiten Trichterärmeln, dann kann der dadurch sichtbare Ärmel auch aus kostbarerem Stoff (Damast, Brokat, Seidensamt) sein. Wobei es natürlich auch sehr prunkvolle Steppwämser gibt. (Fehlt mir leider noch, liegt an der "Größe"... meiner..., und dass ich nichts aus einem mir genehmen Material (Leinen) finde was zu meiner Preisvorstellung passt. Naja, auf dem DF nochmal schauen).
Oberbekleidung:
Hier kannst du in dieser Periode sowohl noch die Schecke, als auch schon die Houppelande oder den deutschen Tappert tragen. (Chainse, Bliaut, Cotte, Surcot, etc. sind dafür dann aber eindeutig zu früh...)
Schecke: kurzer, spätgotischer Männerrock, körperbetont, enganliegende oder wahlweise weite Ärmel. Idealfigur bestimmt durch wattierte Brust und eingeschnürte Taille. Damit man das überhaupt anziehen kann ist das Wams vorne geteilt und mit Knöpfen o.ä. verschlossen. Material Wolle oder edlere Stoffe, gefüttert. (50,- € gebraucht von nem Reenactor, d.h. Wolle, handgenäht, leinengefüttert, und passen tut's zufällig auch noch).
Houppelande: im Gegensatz zur körpernah geschnittenen Schecke ist die Houppelande sehr weit geschnitten, mit reichem Faltenwurf, aber stets sehr weiten (oft gezaddelten) Ärmeln (oder Scheinärmeln). Die Houppelande kann dabei kurz (bis zum Schritt/Knie), mittel (bis zur Wade) oder lang (Knöchel oder noch länger) sein. Die lange Version ist dabei wohl meist vorne geteilt, aber verschlossen (durch Haken/Ösen, seltener Knöpfe), ab dem Schritt nach unten aber offen (geschlossen wär das eher für Frauen oder Priester....). Die Kurzform ist nur am Hals geschlitzt. Wie im Grunde auch die Schecke ist die Houppelande grundsätzlich gefüttert - beim Adel mit Seide oder Pelz, beim Bürger mit Leinen. Material Wolle oder edlere Stoffe. Je vornehmer der Träger, desto weiter das Gewand. (56,- € auf eBay, neu ca. 150,- €).
Tappert: Der Bekleidungs-Tappert ist nicht zu verwechseln mit dem einfachen heraldischen Überwurf gleichen Namens (von dem ich vermute dass du den hast)! Es handelt sich um die "deutsche" Form der Houppelande, mit denselben weiten Ärmeln aber maximal bis zum Knöchel reichender Länge und meist einem dafür sehr spezifischen pelerinenartigen gezaddelten Kragen der die Schultern und den Oberkörper bis in Brusthöhe bedeckt. Im Gegensatz zur Houppelande wenn dann nicht an den Ärmelöffnungen, sondern nur an der Ärmelnaht gezaddelt. Im Gegensatz zur Houppelande kein normaler Taillengürtel, sondern ein schwerer auf der Hüfte sitzender Scharniergürtel.
Als Ansatz für den Charakter könnte z.B. für die Knappenphase eine einfache Schecke sein, später als Ritter ersetzt durch eine schöne Houppelande.
Dazu gehört natürlich auch das entsprechende Zubehör: ein schöner Gürtel, evtl. mit Tasche und Dolch.
Quellen: meistens Lehnart, grade keine Lust auch noch aus was anderem rauszusuchen. Alles ohne Gewähr.
MfG,
Erv
P.S.: Wenn du erst Knappe dann Ritter spielen willst, kannst du deinen Char ja nach-und-nach aufrüsten, auch wenn du die Rüstung jetzt schon komplett hast:
Mit der Kette anfangen, dann auf jedem Con ein paar Teile dazu tragen(Handschuhe, Beine, Arme, Schultern, Kürass). Die kann dir ja sogar dein Ritter auf dem Con überreichen, usw.