Statt immer drauf rumzureiten, wie unbedacht sich einige Leute zum Larp verkleiden will ich mal versuchen aufklärerisch zu wirken und Tips zu geben, wie mans besser machen kann und was überhaupt falsch ist.
Viele Leute merken anscheinend nicht, was sie falsch machen, und wählen ihre Verkleidung wohl nicht absichtlich unpassend aus. Daher habe ich Hoffnung, daß sich alles zum Guten wenden wird...
Sämtliche Tips für den (menschlichen)Herrn irgendwo im europäischen Mittelalter(schließt verwandte Epochen wie das Fäntelalter ein)
Fangen wir oben an:
Hüte:
Kopfbedeckungen sind eine Bereicherung für jeden Charakter. Wer lange genug sucht wird auch für einen Charakter, der vermeintlich keine Kopfbedeckung braucht eine perfekte Kopfbedeckung finden.
Gerüchten(oder irgendwelchen sogenannten "Wissenschaftlern" in sogenannten "Fernsehberichten") zufolge macht der Kopf für die menschliche Wahrnehmung ca. 70%(wenn ich mich recht entsinne) des Auftretens bzw. der Wirkung auf andere aus. Wer also den Kopf gut kostümiert, der kostümiert 70% von sich selbst. Im Umkehrschluß läßt einer, der den Kopf nicht verkleidet, 70% von sich unkostümiert.
Am Kopf lassen sich also billig Punkte machen, was man nicht ungenutzt lassen sollte.
Aber Obacht, nicht jeder Hut ist gut. Opulente Riesenhüte(womöglich noch mit Zierfedern) sind nur was für hochrangige Persönlichkeiten, der gemeine Abenteurer sollte mit irgendwas Richtung Kappe/Mütze/Stirnband vorlieb nehmen.
Kopftücher nur für Piraten. Nur. Kein wenn und aber.
Haare:
Eindeutig sind Bundeswehrschnitte, Bürohengste und dergleichen indiskutabel, dann schon eher eine richtige Glatze, aber dann auch nur für dicke Folterknechte, Henker oder Djinnis. Für kurzgeschorene Leute wird das Kopfbedecken zur 24h Pflicht, wenn sie gut verkleidet sein wollen.
Glatzköpfigen Gesellen ist ebenfalls eine Kopfbedeckung angeraten.
Etwas längere Haare(als Bundeswehr und Bürohengst) sehen glattgekämmt ohne irgendwelche Scheitel am besten aus. Das sieht zwar nach modernen maßstäben nicht "cool" aus, ist aber für eine Verkleidung ein enormer Stilbonus.
Mit schulterlangen Haaren, so scheint mir, kann man gar nichts falsch machen.
Wirklich lange Haare sind dagegen in der Typischen "Pferdeschwanz" Variante schon wieder unpassend und sehen irgendwie nicht nach Fantasy sondern nach Metaller/Informatiker aus. Wilderen Kerlen sind Zopfflechtungen stark angeraten. Ansonsten scheint mir, daß man lange Haare am besten offen mit einem Stirnband trägt.
Brillen:
In Kämpferrollen weg damit. Kein wenn und aber.
Gesicht:
Bärte nur bei echten Barbaren ungepflegt. Jede Art von Schwarzer Farbe im Gesicht = schlecht, Stilabzüge.
Hals:
Unglaublich, aber auch den Hals gilt es zu kleiden. Nichts sieht trotteliger aus als ein dünner Hals, der aus riesigen Plattenschultern ragt, das zerstört das gesamte Bild. Irgendein gepolsterter Halsschutz wertet das Aussehen auf. Grundsätzlich kann man beobachten: Je respektabler jemand sein will, desto mehr ist er am Hals gekleidet. Respektspersonen ist also dringend angeraten sich einen Pelz- oder Sonstwaskragen und Halsschmuck in Form von Ketten(Bling, Bling Bzw. B.A. Baracus leuchtet den Weg) zuzulegen.
Fürs einfache Volk ist der Gugel die Zier am Hals, wenn man außer Haus ist(=immer).
Ein Wort zu Stoffen:
Jegliche Art von "Flatterstoffen" oder Pannesamt ist tabu. Es sieht einfach nicht gut aus. (Pannesamt= Kostüm Rettungslos verloren)
Desweiteren:
Weite einfarbige Flächen sehen nicht gut aus. Daher ist Verzierung angesagt oder mehrere verschiedenfarbige Kleidungsstücke.
Und dann noch:
Schwarz ist größtenteils tabu. Ein ganzes ganz schwarzes Kleidungsstück ist ein sehr sehr schlechtes Kleidungsstück. (es sei denn man ist Dominikanermönch oder sowas)
(Ober-)Körper:
Wichtig für (Ver-)Kleidung am Oberkörper ist, daß sie über die Gürtellinie geht. Das bedeutet nicht, daß man ausschließlich lange Hemden tragen muß, sondern, daß etwas vom Kostüm des Oberkörpers unter die Gürtellinie geht. Zum Beispiel eine Feldflasche, ein Waffengehänge, Taschen, Gürtel, Jacke, Mantel. Solange man kein WIRKLICH stylisches kurzes Kleidungsstück am Oberkörper trägt, ist aber angeraten einfach ein langes Hemd anzuziehen.
Alternativ kann man sehr breite (oder sehr stilechte enge) Hosen tragen und hat denselben ästhetischen Effekt wie lange Kleidung.
Wichtig ist, daß das Kostüm nicht an der Gürtellinie "aufhört". Warum das wichtig ist wird später erklärt.
Freier Oberkörper:
NUR für Barbaren, Gaesaten und Berserker. Kein wenn und aber.
Nackte Beine:
NUR für barbaren, Schotten, Iren. Andere nur in begründeten (bevorzugt religiösen) Ausnahmefällen. (wirklich nur für die!)
Ein Grundprinzip gutaussehender Verkleidung ist:
Je mehr Kleidungsschichten sichtbar sind, desto besser. Eine Tunika ist ja ganz nett, 2 sind schon ziemlich gut aber 3 sichtbare Schichten Kleidung sind Top, da kann man fast gar nichts mehr falsch machen. Probiert es aus.
Weiterhin kann man sagen:
Respektspersonen tragen lange und weite Kleidung. Ferner tragen Respektspersonen vor allem VERZIERTE Kleidung. Wer also den Kaufmann oder Ritter geben will, der sollte zusehen, daß er seine Kleidung opulent verziert, zumindest deutlich mehr als der nächste Kriegsknecht. Es muß ja nicht gleich der Hermelinmantel sein. Pelzbesatz ist aber grundsätzlich Trumpf.
Umhänge:
Umhänge können verschieden weit und lang sein. Wer besonders kriegerisch erscheinen will, trägt seinen Umhang mit einer Fibel über die rechte Schulter. Friedlichere Zeitgenossen tragen ihn mit Knöpfen Mittig, aber niemals so, daß er "würgt", keine Würgereien auch nicht über Rüstung, sondern über die Schultern ausgebreitet.
Respektsperonen tragen gefütterte und verzierte Umhänge, niemals einfache Tücher umgeschlungen.
Wappenröcke:
"Billige" Wappenröcke aus "Flatterstoff", die an der Seite offen sind kann man ganz vergessen. Die sehen einfach leiblos aus. Wenn Wappenrock, dann richtig. Schwerer Stoff an den Seiten geschlossen und möglichst gefüttert. Die Armschlitze verziert wäre optimal.
Deutlich besser als Wappenröcke im Sinn der Uniform ist aber Kleidung in einheitlichen Farben. Also daß jedes Mitglied einer Einheit seine normale Kleidung in den Einheitenfarben macht. Sieht tausendmal besser aus.
Wappenröcke für Edelleute haben auszusehen wie die Luxusartikel, die sie sind. Fütterung, Pelzbesatz und Stickerein/Borten. Ohne braucht man gar nicht erst aus dem Haus zu gehen.
Hosen:
Grundsätzlich kann man als Regel nehmen: Leute mit langer Kleidung(alles ab knielanger Tunika) tragen enge Hosen, leute mit kurzer Kleidung tragen weite Hosen. Kurze Kleidung und normalbreite Hosen(ungefähr wie normale Jeans z.B.) sind eher was für Notfälle. Idealerweise laufen Hosen nach unten eng zu. Kurze Kleidung und ganz enge Hosen ist zwar stilecht sieht aber irgendwie leicht schwuchtelig aus, also nix für jemanden, der da Skrupel hat.
Lederhosen sind was für Motorradfahrer und sehen nur in Braun und dann auch nur wenn sie fast gar nicht zu sehen sind gut aus.
Wer Angst vor Dornen hat, der mache es wie im Mittelalter, er mache sich Beinwickel aus fester Wolle. (Stilbonus, kann sogar Fehler woanders ausgleichen)
Warum soll man zu kurzer Kleidung weite Hosen tragen?
Darum:
Die typische Silhouette eines heutigen Alltagsmenschen ist kurze Kleidung mit "normalbreiten" Hosen. Je weniger man aussieht wie ein Alltagsmensch, desto mehr wirkt die Verkleidung. Daher gilt es alltagsähnliches Aussehen zu vermeiden.
Schuhe:
Wer keine mittellalterlich aussehenden Schuhe hat, der halte sich an folgende Grundsätze.
Jede Art von Sportschuhen ist ungetarnt tabu. Braune abgenutzte Schuhe gehen auch ohne Abdeckung für die ersten Besuche klar. Schwarze Stiefel sind so gut wie möglich zu tarnen. Je weniger Schnürsenkel zu sehen sind, desto besser.
Handschuhe:
Aussehensbonus.
Gürtel:
Mehrere. Pflicht. Irgendwas, was umdie Taille geht und die Kleidung schließt.
"Aussehensregeln" für Rüstung:
Das Polsterwams ist Pflicht. Wer nicht breit genug ist seine riesigen Plattenschultern auszufüllen, der braucht erst recht ein Polsterwams.
Keine Rüstung, die länger ist als Kleidung/Polsterung. Nur wenig sieht trotteliger aus, als Kettenhemd über blanker Haut.
Rüstung immer voll ausfüllen. Lose an einem Gerippe hängende Rüstung sieht ebenfalls seltsam aus. Durch das Polsterwams dürfte an sich jeder alles passabel ausfüllen. Wenn nicht dann sollte man die XXXXL Plattenschultern oder das XXXXXL Kettenhemd umtauschen gegen etwas, was einem paßt.
Dieser Grundsatz gilt vor allem für diese unsäglichen "Plattenbein-" und "Armschienen" Also Polsterung für drunter kaufen/machen!.
Sich breiter zu machen als man ist hat eine Grenze bis zu der man nicht lächerlich aussieht, die durch die eigene Größe bestimmt ist. (keine Kampfquadrate, es sei denn Zwerge)
Helme:
Helme niemals ohne Polsterung tragen. Besonders bei offenen Helmen wichtig.
Bei Kettenhauben noch viel mehr
Kettenhauben ohne Helm sind wie Köpfe ohne Hut.
Kleine Leute mit schmalem Körperbau sollen keine Topfhelme tragen. (Schaller sind auch was schönes)
Schilde:
Zu groß ist zu groß. (Stil mit Schildgröße exponential sinkend)
Große Leute können größere Schilde haben als kleinere Leute.
Keine unabgerundeten reckteckigen Schilde.
Keine quadratischen Schilde! (!!!)
Heraldische Farbenkombinationen beachten.
Tierbilder und Verzierungen stilisiert, nicht Fotorealistisch.
Keine "witzigen Sprüche".
Sinnvolle Sprüche nur in "mittelalterlicher" Schrift.
Waffen:
Keine Fledermäuse und Totenköpfe. Nein auch keine Drachen. (es sei denn man trägt eine komplette Plattenrüstung mit Drachenmustern oder ist ein "Böser" oder irgendein Nichtmensch)
Sollbruchstellen nur für Elfenartige.
Zweihänder sind Waffen für große/breite Leute. Wirklich.
Wuchtwaffen sind was für breite Leute. Wirklich.
Asiatische Waffen sind für Asiatenartige. Wirklich meist nur übler Stilbruch bei anderen Charakteren.
Anderthalbhänder sind zweihändig geführte Waffen. Besonders Anderthalbhänder und Schild stillos!
Ich denke, wenn man sich an Obiges hält dürfte man stiltechnisch gut wegkommen.
Meinungen?
T.S.
Nachricht bearbeitet (Tue 29.06.04 17:14)
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Alle umlegen, soll die SL sie aussortieren!