...man sollte noch viel grundsätzlicher anfangen. Da kommen dann so Fragen auf wie etwa:

1) Wie läuft man eigentlich richtig im Wald. Mein normales Strassengetrampel scheint ein wenig laut zu sein und es ist sehr anstrengend, über jeden umgefallenen Baum und jeden Strauch zu hüpfen.

- Der Trick heisst "Skipping" oder "Fox-Trail": Man setzt die Füsse nicht nebeneinander auf, sondern immer hintereinander in eine Linie - man wird sozusagen zum zweibeinigen Passgänger. Man streckt die Beine niemals voll durch und bleibt immer in leicht abgeduckter Haltung. Das spart beim laufen im Wald Energie - auch wenn man erstmal die Beinmuskeln entwickeln muss, um es durchzuhalten. Zusätzlich fällt es einem so einfacher, immer die gleiche Höhe über dem Boden einzuhalten. Normales Laufen ist ansonsten eine Auf- und Ab-Bewegung. Unsere und auch die Augen der Tiere sind darauf ausgerichtet, diese Bewegung sofort zu erfassen. Wenn man aber nicht normal läuft und diese Bewegung minimiert, bleibt man auf längere Distanz fast immer unentdeckt. (Auf kürzere Distanz hilft nur kriechen.)
Bei Hindernissen im Laufpfad kompensiert man mit den Beinen, ohne den Oberkörper zu stark zu bewegen. Hierdurch spart man Kraft.
Wenn die Beine in einem Pfad gehen, braucht man weniger Freiraum zum laufen, was auf engen Waldpfaden sehr wichtig ist. Ausserdem muss man weniger Spuren beseitigen, wenn man keine hinterlassen will.

Achte darauf, die Füsse bei langsamer Bewegung mit den Ballen zuerst aufzusetzen und dann erst zur Ferse abzurollen. Hierdurch kannst Du Stöcke am Boden besser spüren und wirst nicht jeden trockenen Ast mitnehmen. Wenn Du einen Pfad häufiger gehst, räume die Äste einfach schon vorher weg.
Wenn Du läufst, versuche Dir einen Stil anzugewöhnen, bei dem die Ferse den Boden überhaupt nicht berührt. Der normale Läufer ist aufrecht und kommt mit der Ferse auf um zu den Ballen abzurollen. Wer sich im Wald laufend bewegt, der lehnt sich leicht nach vorne und läuft nur auf den Ballen. Man muss die Beine beim Laufen recht hoch heben. Durch diese Bewegung befinden sich die Beine höher über dem Boden als normal und kommen punktuell auf den Boden runter. Man kann also auch durch Unterholz und Gestrüpp sehr schnell laufen, wo ein normaler Läufer unweigerlich hängenbleiben wird. Es sieht ein wenig so aus, also würde ein Laufvogel oder eine Echse laufen.

Trage immer leichte Schuhe mit dünner Sohle - aber trotzdem genug Profil. Dieses Profil sollte unregelmässig sein - hilf zur Not mit einem Messer nach. So sind Deine Spuren weniger einfach zu identifizieren. Wickel Dir zur Not Gestrüpp und Ranken um die Schuhe um Deine Spuren noch besser zu verstecken.


2) Wie liest man Spuren?

Wirkliches Spurenlesen ist eine Kunst, die man lange erlernen muss. Zuerst mal muss man sich darüber im Klaren sein, dass man nicht überall Spuren finden wird. Im Wasser oder auf harten Felsen hinterlässt man mit modernen Gummisohlen kaum Spuren. Im Wald muss man aufpassen, da Spuren oft trügerisch sind, weil sie leicht falsch interpretiert werden. Einzig Schlamm und Erde ist ein verlässlicher und einfacher Untergrund. (Lockerer Sand ist die Pest des Lebens für jeden Spurenleser.)

- Eine Spur wird bewertet anhand der Gewichtsverteilung des Auftritts. Wer läuft, der hat das Aufschlaggewicht auf der Ferse, rollt über die Mitte ab und drückt sich mit den Ballen ab. Man hat also einen tiefen Eindruck an der Ferse, weniger Tiefe in der Mitte und wieder einen stärkeren Abdruck an der Spitze. Die Abdrücke sind fast einen Meter voneinander entfernt. Wer rennt, landet meist auf den Ballen und setzt den Rest des Fusses kaum bis garnicht ab. Man hat also hauptsächlich einen Ballenabdruck, der recht tief ist. Die Abdrücke sind bis zu 120 cm voneinander entfernt - teilweise sogar noch weiter. Wer geht, setzt den gesamten Fuss langsam von hinten her auf. Der tiefste Eindruck ist hinten und der Rest vom Abdruck ist recht flach. Die Abdrücke sind zwischen 50 und 80 cm voneinander entfernt.
LARPer erkennt man recht einfach von Normalos auseinander: LARPer tragen meistens Bundeswehrstiefel und trampeln wie die Nashörner durch den Wald. In ihrem Pfad findet man Unmengen an nicht ausgedrückten, teilweise noch glühenden Kippen und Kettenringe en masse. Der normale Spaziergänger ist deutlich leichtfüssiger und hinterlässt weniger Müll. Reenactor erkennt man an den flachen Sohlen und den vielen Spuren, wo sie ausgerutscht sind. Gute Reenactor erkennt man an den flachen Sohlen mit den Nägeln drin.

- Wer sich durch's Gebüsch schlägt, der hinterlässt Spuren am Gebüsch. Abgebrochene Äste sind was für Hollywood. Der Waldläufer muss sich das Gebüsch genauer ansehen. Wenn die Äste zwischen zwei Gebüschen so miteinander verhackt sind, dass sie alle in eine Richtung stehen, kann man davon ausgehen, dass jemand an dieser Stelle durchgekommen ist. Achtet auch auf den Boden um die Gebüsche. Hier ist der Boden meist weicher und mit Blättern oder Nadeln bedeckt - Spuren zeichnen sich hier wunderbar ab.

- Spuren im Gras sind trügerisch. Der Normale Läufer setzt den Fuss ab und zieht ihn dann im Vorwärtsgehen schräg nach Oben. Er legt also das Gras in Laufrichtung um. Beim Fox-Trailler kommt das Bein etwas schräger Richtung Boden und wird sehr schnell wieder hochgezogen. Er legt das Gras somit gegen die Laufrichtung um und im Heben des Beines ein wenig mit der Laufrichtung. Man kann diese beiden Spuren also in der Richtung leicht verwechseln. Profis meiden es, sich durch hohes Gras zu bewegen.


3) Wie verbirgt man sich?

Sehen: Man braucht eine Decke - mindestens 1 Meter mal 2 Meter aus dünnem Netzstoff in gedeckten Grün- oder Braun-Tönen. Diese Decke wird mit Fetzen aus Jute und anderen Stoffresten in gedeckten Braun- und Grüntönen bestückt. In der Mitte der Decke sollte ein Loch sein (für den Kopf) - Profis bauen hier noch eine Gugel aus dem gleichen Material an. Diese Decke wird gründlich mit lokalem Gemüse bestückt - und nicht das Zeugs vom Waldrand, sondern der Boden dahinter ist wichtig. Diese Kombination aus Decke und Poncho ist wichtig um sich darunter zu verstecken. Man braucht noch eine dieser netten, dänischen Zeltunterlagen aus Stoff und Gummi, wenn man längere Zeit auf dem Waldboden liegen muss. Das hält Zecken und Feuchtigkeit fern. Sprüht die Decke ruhig mit Insekten-Abwehrmitteln ein - es wird euch auf dem LARP eh keiner mit Hunden jagen.
Wer sich versteckt, der bewegt sich nicht. Wer dauernd in der Nase bohrt und nicht stillhalten kann, der ist ein schlechter Waldläufer.

Hören: Wer nicht von selber Schleichen kann, der muss nachhelfen. Man nehme sich ein Schaffell und wickel es sich mit dem Fell nach aussen um die Schuhe. Das Dämpft die Geräusche der Fusstritte und man macht auf Blättern nicht ganz soviel Lärm. Gegen trockenes Gebüsch und trockene Blätter ist kaum ein Kraut gewachsen. Da hilft nur extrem langsames Bewegen und vor allem ungleichmässiges Auftreten. Wer gleichmässig auftritt, der wird sehr schnell von natürlichen Geräuschquellen unterschieden. Wählt euren Pfad sorgfältig - das Gebüsch wird nicht weniger laut knacken nur weil Ihr kommt. Weicht lieber dem Gebüsch aus.

Gerüche: Täglich Duschen hilft. Man kann einen gut versteckten Gegner oft am Schweissgeruch erkennen, der deutlich in der Luft liegt. Manche Leute stinken derartig, dass man sie auf 10 Meter tatsächlich erriechen kann. Ansonsten dürfte das Problem nicht so gravierend sein. Wer doch mal in die Bredoullie kommt, von Hunden verfolgt zu werden oder auf Wild zu pirschen: Reibt euch und eure Kleidung mit Pflanzenblättern aus der Umgebung ein. Sucht das Wasser - lange Strecken nicht nur schwimmen, sondern auch tauchen. Hinterlasst eine deutliche Duftmarke auf ein paar Blättern und streut Pfeffer zwischen die Blätter - dieser Hund wird euch an diesem Tag nicht mehr weiter folgen.


4) Was für Waffen verwendet man?

Schwerter sind für Waldläufer eine dumme Waffe - auch wenn Aragorn die Pfeife mit einem rumläuft. Das Gleiche gilt für Armbrusten. Warum? Nun, man sollte immer versuchen, seiner Rolle eine gewisse Logik zu geben. Was passiert, wenn Ihr im Wald unterwegs seid und bei einem Kampf bricht euer Schwert oder die Sehne der Armbrust verabschiedet sich? Ganz einfach: Ihr seid waffenlos - denn beide Waffen kann man im Wald mit einfachen Mitteln nicht reparieren. Einen Axtstil kann man schnell neu Schnitzen - selbst mit dem Kopf der Axt geht das recht einfach. Auch eine Speerspitze ist geeignet, aus einem langen Ast einen neuen Schaft zu schnitzen. Jeder Waldläufer kann einen einfachen Bogen aus Ästen bauen - aber hat er die Kraft eine Armbrust neu zu bespannen? Wohl kaum. Aus diesem Grund ist die Ausrüstung von Waldläufern meist sehr beschränkt:

Einhand-Axt +++++
Handbeil ++ (Zu kurz um richtig effektiv zu sein)
Zweihand-Axt -- (Zu schwer - zu gross für den Einsatz zwischen eng stehenden Bäumen)
Kurzschwert +/- (Noch stabil genug - aber eigentlich keine gute Wahl - höchstens als eine Art Machete)
Langschwert ---- (Wenn es jemals bricht, seid Ihr waffenlos)
Bidenhänder ----- (Muss man das wirklich noch erklären?)
Speer ++++ (Grosse Reichweite allerdings gefährlich unbeweglich im Dickicht.)
Hellebarde ++ (Wiegt allerdings 'ne Tonne.)
Kurzbogen +++++ (Optimal im Wald)
Langbogen +++ (Zu lang und zu unbeweglich - aber gute Durchschlagskraft)
Armbrust --- (Eine kaputte Sehne und Du bist waffenlos.)
Streitkolben - (Lässt sich einfach reparieren - ist aber als Werkzeug nutzlos.)
Wurfdolche + (Zu kurze Reichweite zum Jagen - zu geringer Schaden - aber gut um die Gegner auf Distanz zu halten.)

Natürlich ist mir klar, dass im LARP Waffen nur selten zerbrechen - aber hier sollte man doch ein wenig diesen Gedanken in den Hintergrund des Charakters einfliessen lassen und nicht Charakter-optimiert denken. Sonst ist der Waldläufer nur ein Wald-Krieger mit wenig Rüstung.


5) Kauft euch ein Buch über heimische Pflanzen.

Man muss nicht alle kennen - aber ein paar wichtige sollte man ohne das Buch erkennen. Dieses Buch sollte euer ständiger Begleiter werden.


6) Werft nichts weg!

Ja, die Umweltschutz-Nachricht muss auch rein. Werft keine Kippen weg, raucht nicht im Wald, raucht am Besten überhaupt nicht - vor allem nicht, wenn ihr Nachts jemanden beobachtet. Selbst hinter vorgehaltener Hand sieht man die Kippe ungefähr einen Kilometer weit.


7) Was noch?

Keine Ahnung - fragt einfach...



Jörg

*Ich habe jetzt auch einen Charakterpunkt - Er ist klein, bunt und er hüpft, wenn man ihn auf den Boden wirft. Aber ich frage mich ernsthaft, wie man 1000 davon mit sich rumtragen kann... (Fragt Dimo)*