Zitat von
Rufus
So ziemlich jeder Larper dürfte Rollenspiel wollen, ist ja eben doch so ziemlich die Grundlage des Hobbies. Gleichzeitig fällt es den Leuten meist schwer, konkret zu sagen wie sie "Ich will Rollenspiel" denn gerne umgesetzt sähen.
Von daher sehe ich irgendwie nicht den Nutzen einer Kategorie "Rollenspiel-Spieler". Da würden sich dann alle einsortieren, und nach dem nächsten Con würde sich dann doch die Con-Kritik wieder um Plot und Action drehen.
Hallo,
aus aktuellem Anlass bin ich mir ziemlich sicher, dass das ein, bereits bekannter, Trugschluss ist. Ich war auf dem Xant3 als Hilfs-SL und habe in der Funktion öfter mit meiner Kamera rumgestanden. Dabei achtet man zwangsweise darauf, was die Leute denn so machen. Grob geschätzt dürften auf der Veranstaltung ca. 35-50% der Spieler niemals länger als 5 Minuten am Stück in dem Zustand gewesen sein, den ich In-Time sein nenne. Es vergeht einem echt die Lust mit dem Teleobjektiv aus größerer Entfernung zu Fotografieren, wenn allein an Gesichtsausdruck, Körperhaltung und offen herumliegenden oder in der Hand gehaltenen OT-Krempel zu erkennen ist, dass diese Person zwar körperlich anwesend, aber eindeutig nicht im Spiel ist. Wenn man dann mit der kurzen Brennweite im Lager Fotos macht, bekommt man zumindest noch ein paar Charakterfotos hin, weil die Leute sich dann entsprechend präsentieren. Gerade dieses „die SL, der NSC, der Fotograf ist in der Nähe, also spielen/präsentieren wir uns mal“, finde ich aber sehr unangenehm. Schöne Spielszenen, im Lager waren aber die absolute Ausnahme und auf ein paar Gruppen beschränkt. Ich nenne jetzt keine Namen, ich denke die Gruppen die ich meine wissen das eh selber.
Richtig schockierend wird es, wenn dann eine Gruppe NSC’s auftaucht, die selbst ein Blinder als „NSC’s zum umhauen“ erkennt. Danke Jungs und Mädels, dass ihr das macht. Ich bin auch so ein Bekloppter und die Motivation das mit Freude zu tun werden LARPer, die diese Motivation nicht haben nie verstehen. Wenn ich dann die Spieler anschaue bekomme ich das Kotzen. Man glaubt gar nicht, wie viele Grimassen mit entgleisten Gesichtszügen man sieht, die man nur mit „wie geil, was zum schnetzeln“ umschreiben kann. Genau die sind es dann auch, die die „besten“ Aktionen an fuchteln, spastisch rumhüpfen und Treffer ignorieren abliefern. Ich behaupte mal das sind so an die 25% der Spieler im Kampf, auf die gesamte Spielerschaft umgelegt vielleicht so an die 10-15%. Selbst wenn ich denen zu gute halte, dass sie am Charakterspiel kein Interesse haben, zeigt sich, dass sie auch im Kampf kein Interesse an Rollenspiel = LARP-Kampf als Simulation oder cineastische Show haben. Vielmehr geht es darum wer die meisten/geilsten Kills setzt. Das hört man an den sich überschlagenden Stimmen kurz nach Ende der Kampfhandlungen sehr gut.
Ich gebe dir insofern recht, dass sich all die Leute, die ich nur sehr bedingt als Rollenspieler werte (speziell, aber nicht nur Gewandungsgriller und Diablo-Larper), weil sie eben erkennbar keine Rolle spielen, selbst so bezeichnen würden. Aber die Selbsteinschätzung bringt uns hier nicht weiter, weil der Mensch an sich, kaum dazu in der Lage ist sich selbst einzuschätzen. Trotzdem muss man diese beiden, sich durchaus überlappenden, Spielergruppen identifizieren und sie entweder ins LARP integrieren (was nicht gerade einfach ist), sie nicht zulassen (der Con ist voll/du gehst auf die falschen Cons) oder eben für sie speziell was machen(Fantasy Gotcha, als NSC’s anheuern, Mythodea Battle-Gounds, Tavernenabende oder lustige Tavernen im Kriegsgebiet etc. etc.). Der alte Spruch mit der Teilung der LARP-Szene drückt das ja recht schön aus. Dummerweise machen sich aber viel zu wenige SL’s und Spieler mal ernsthaft Gedanken darüber, was sie eigentlich wollen. Entweder geht man davon aus, dass die eigene Form des LARPs die einzig richtige ist, oder man glaubt, alle Spielweisen, egal wie unterschiedlich sie sind, würden schon miteinander auskommen, weil wir ja alle das gleiche Hobby spielen.
Genau an der Stelle muss man Ansetzen um das Dutzend Hobbys, die unter dem Oberbegriff LARP zusammengefasst sind zu separieren und ihre jeweiligen Bedürfnisse zu erkennen. Erst wenn man für sich selbst als Veranstalter diese Definition getroffen hat kann man die NSC-Problematik nachhaltig lösen. Dann bekommt man auch die richtige Art NSC’s (vom Prügelimp bis Dauerfestrolle) in der richtigen Anzahl (von 0 bis 2/Spieler).
Die aktuelle Herangehensweise vieler SL’s nach der Methode „Wir sind die tollsten und besten und die NSC’s können bei uns für wenig Geld viel Spaß haben, kurz wir sind das Geschenk Gottes an die LARP-Welt“ kann nicht funktionieren. Erstens finde ich das was die SL toll findet nicht unbedingt toll, zweitens sind Conbeitrag und Verpflegung für jemanden mit großem Auto, weiter Anreise, viel Ausrüstung, ausreichend Geld aber wenig Freizeit irrelevant und drittens empfinde ich Spaß deutlich anders als so manche SL.
cu Reinhard