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Predigt: Über das 3. Manifest der Ceridenheit und die Gefahren der Skepsis
geschrieben von: Rechthaber
Datum: 2004-04-22 15:49

Über das 3. Manifest und die Gefahren der Skepsis

3. Meide Hexerey und Zauberey, denn sie störet die Ordnung der Welten und ist das Werk des Bozephalus.

Wo man weit im Innern unseres schönen Oschenheims beschirmt von der hl. Mutter Kirche und den Landsknechten des Markgrafen lebt, verfällt das schlichte aber gut Ceridische Landvolk leicht dem Aberglauben, daß die Hexerei von Anbeginn nichts hülfe. Der Oschenheimer Landmann sieht so wenig von den Umtrieben der bozephalistischen Hexer mit eigenen Augen, daß er's nicht glaubt und für Scharlatanerie hält. Erzählungen aus fernen, unceridischen Ländern werden für Aufschneiderei und Lüge gehalten.

Zum einen mag's den Kirchenmanne freuen, daß das gute Volk so sicher im Geiste des dritten Manifests lebt. Doch kann auch all zuviel der guten Speise Gift sein und wo der Landmann glaubt, alle Hexerei sei schon im Anbeginn zum Mißerfolg verdammt, so ist gerade dieser Aberglaube das Einfallstor, durch das Bozephalus die Festung des Glaubens erstürmt und einreißt.

Denn ist nicht das Zauberwerk gerade deshalb eine solch große Versuchung für den schwachen Menschen, weil es raschen und leichten Erfolg verheißt?

Wenn der junge Freiersmann dem, der um die gleiche Maid buhlen wollte, einen Grind an den Kopf wünscht, so wird ihm der Freiersgang sicherlich besser gelingen.

Der Feind, der vom Blitzstrahl aus der Hand des Hexers getroffen wird bleibt wohl gerade so still liegen, wie der, den die Arquebuse des Landsknechts niederstreckt.

Und mit herbeigehextem Gelde ist womöglich leichter ein schönes Stadthaus gebaut, als von der redlichen Arbeit des Kaufmannes.

Nein, man mache sich nichts vor: es gibt wahrhaftige Zauberei und sie vermag dem, der sich ihr und ihrem Bringer Bozephalus verschreibt, gewiß den ein oder anderen Vorteil zu verschaffen.

Und so wird der einfache Geist, der sich so sicher hinter dem dritten Manifeste verschanzt, daß er alle Hexerei leugnen wollte, nur um so leichter der Versuchung erliegen, wenn ihm dieser Irrglaube von den Dienern des Bozephalus vorgeführt wird und ihm die Hexer mit ihren Verwünschungen und Beschwörungen das leichte Leben und den schnellen Weg zum Glück zeigen wollen.

Doch der Bauer, der im Herbst sein ganzes Korn zur Mühle trägt und Winters vom Überfluß des Brotes lebt, wird doch sein ganzes Gut und die Seinen zu Grunde gerichtet haben, wenn ihm im Frühjahr kein Korn für die Aussaat bleibt.

Und genau so erscheint auch der Lohn der Hexerei dem Kurzsichtigen als rechtes Mittel zur Erlangung von Erfolg und Glückseligkeit. Voller Habgier und Ungeduld wird er sich an den Früchten seiner Zauberkunst ergötzen und noch den Neid des Wankelmütigen heraufbeschwören, der den reichen Tisch der Hexerei mit seinem redlichen aber kärglichen Brot vergleichen muß und sein dem Eynen gefälliges Leben als Bürde empfindet.

Und doch erkennen beide nicht, daß das Glück, daß auf Zauberkraft begründet ist, weniger wert ist, als die Mühen der Enthaltsamkeit. Denn da der Bozephalus dem Menschengeschlecht die Hexerei vor der Zeit gebracht hat, gehen doch meist die Werke, die auf Zauberkraft gebaut sind, schon zu Zeiten ihrer unvermögenden Bauherren durch eben jene Zauberkraft zu Grunde, wie auch die Türme, die ein Kind aus Holzklötzen baut, schon im Fundament labil und nie von langer Dauer sind. Selbst wo der Hexer diesem Schicksal in dieser Welt entrinnen mag, wird er doch dereinst vor der Seelenwaage erkennen, daß er sein irdisches Glück zu teuer erkauft hat.

Der Weg des rechten Glaubens ist nicht immer der einfachste oder schnellste Weg. Wer sich anschickt, sein Leben nach den sieben Manifesten zu leben, entscheidet sich oft für einen steinigen, beschwerlichen Weg. Und doch steht am Ende des leichten Wegs zum vermeintlichen Glück nur die Knechtschaft unter dem Bozephalus, während am Ende des schwereren Weges ein Platz an der Seite des Eynen wartet.

Und das ist ein Ziel, das den Weg lohnt. Denn der Eyne weilet unter uns zu allen Zeiten.

Bruder Rafael Weydehardt, Orden des Hl. Hilarius, am Tage des Hl. Maternus im Jahre 114 nach Hilarii Erleuchtung, in der Abtei St. Maternus zu Oschenheim.



Nachricht bearbeitet (Thu 22.04.04 19:34)

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Predigt: Über das 3. Manifest der Ceridenheit und die Gefahren der Skepsis Rechthaber 2004-04-22 15:49


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